Verein mit langer Tradition

Geschichte – Zusammenfassung aus dem Jahre 1986
Aufgrund verschiedener Hinweise in den Protokollen vom Jahre 1930 und folgende wurde der „Handwerker- und Gewerbeverein Stein Hundwil“ im Jahre 1890 gegründet. Der Verein bestand aus 18–20 Meistern der Berufe Wagner, Schuhmacher, Maler, Bäcker. Die Vereinsversammlungen fanden meistens alle zwei bis drei Monate jeweils am Samstagnachmittag statt, hie und da auch an einem Sonn- und Freitag. Die Zusammenkünfte waren zum Teil schlecht besucht sodass der jeweilige Präsident mit engagiertem Appell zu mehr Mitarbeit aufrufen musste. Die Kommissionsmitglieder vom Jahre 1930 waren: Präsident Conrad Staub, Aktuar Jakob Hugener, Kassier Emil Graf.
Damals war ein Kassaumsatz von Fr. 380.– pro Jahr zu verzeichnen. Das Vereinsvermögen betrug am 1. Januar 1930 Fr. 258.95. Pro Jahr waren 1–2 Ein- und Austritte zu verzeichnen. Der Mitgliederbestand konnte über viele Jahre beibehalten werden.
An den jeweiligen Vereinsversammlungen wurden die ordentlichen Vereinsgeschäfte wie – Verlesung und Genehmigung des Protokolls vor allem die Kreisschreiben des Kant. Gewerbeverbandes – intensiv diskutiert und entsprechende Beschlüsse gefasst. Durch halten eines Vortrages von kompetenten Referenten wurde versucht, die Vereinsmitglieder weiterzubilden. Unter anderem wurden folgende Themen behandelt: Handhabung des Postcheckkontos als einfaches Zahlungsmittel, Zeddelwesen, Tuberkulose, Gesetzesvorlagen über Berufsbildung, Lehrlingsausbildung, Abrüstung da die Schweiz einem nächsten Krieg ohnmächtig gegenüberstehen würde. Gleichzeitig schrieb die Offiziersgesellschaft den Gewerbetreibenden, dass sie Angestellte, welche Militärdienst, Wiederholungskurse und Schulen absolvieren müssen, unterstützen sollen.
Die Schweizerische Gewerbeausstellung fand 1930 in Wädenswil vom 26. Juli bis 16. August statt. Während dieser Zeit fand auch ein Gewerbekongress statt, an dem der Präsident unseres Vereins während zwei Tagen teilnahm. An der Versammlung wurde dann beschlossen, ihm eine Entschädigung von Fr. 35.– auszuhändigen. Der Kantonalverband stellte den Mitgliedern Flugblättern zur Verfügung mit denen die Bevölkerung aufgerufen wurde, vermehrt das heimische Gewerbe zu berücksichtigen. Zudem wurde ein Jahreskalender für die Gewerbebetriebe angeboten.
Der Mitgliederbeitrag war mit 50 Rp. pro Monat lange Zeit konstant. Es ist auch eine Reisekasse mit demselben Beitrag eröffnet worden. Nach langen Diskussionen wurde mehrheitlich beschlossen, eine Autoreise nach Weggis durchzuführen. Der Verein befasste sich immer wieder mit dem Arbeitslosenproblem, den Ladenöffnungs- und Schliesszeiten, der Lehrlingsausbildung. Mittels einer Eingabe konnte erreicht werden, dass die Lehrlinge und Schüler für ein Postautobillett nach St.Gallen nur 35 Rp. bezahlen müssen, Erwachsene bezahlten 70 Rp.

Im Jahre 1933 bewarb sich unser Verein für die Durchführung der Lehrabschlussfeier in Hundwil damit etwas Leben in die Gemeinde einträte. Diesem Wunsch wurde stattgegeben. Die Kosten von Fr. 250.– konnte von der Kasse nicht gedeckt werden. Der Gemeinderat hat einen Beitrag von Fr. 100.– gesprochen.
Nach 41jähriger Vereinszugehörigkeit wurde den Meistern Jak. Alder und Ch. Meier die Ehrenmitgliedschaft erteilt.
Der Kantonalverband machte immer wieder auf die grosse Auswahl von Kursen und Referaten und die Möglichkeit Leitsätze und Merkblätter zu beziehen, aufmerksam. Er fordert die Mitglieder auf, sich für die Mittelstandsbewegung einzusetzen. Es wurde auch über Lohnabbau diskutiert. Man stellte fest, dass der Aufschwung der Migros dem örtlichen Gewerbe erheblichen Schaden zufügte.

Die Anfrage, ob der Handwerker- und Gewerbeverein Stein Hundwil eine Kantonale Gewerbeausstellung durchzuführen wolle, wurde negativ beantwortet. Der Kaminfegermeisterverband machte darauf aufmerksam, dass die Ofenanlagen in vielen Liegenschaften in sehr schlechtem Zustand seien. Es wurde beklagt, dass infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage die Hauseigentümer die notwendigsten Reparaturen nicht ausführen können. Im Verein wurde festgestellt, dass infolge der sehr tiefen Offerten viele Nachlassstunden vorhanden waren. Es war ein Haus für Fr. 6000.– ersteigert worden, welches mit Fr. 11'000.– belehnt war. Dies sei ein Beispiel für die schlechte wirtschaftliche Lage.

Am 18./19. April 1937 fand in Stein eine Lehrlingsausstellung mit 125 Teilnehmern statt. Das Budget betrug Fr. 550.–, wobei die Gemeinde einen Defizitbetrag von Fr. 350.– zusicherte. Der offizielle Festakt fand in Begleitung des Männerchors in der Kirche statt. Es wurde ein Platzbedarf von zwei Schulzimmern und des Arbeitsschulzimmers im Schulhaus Dorf beansprucht. Für die ständige Bewachung des Ausstellungsgelände wurden sechs Mann bereitgestellt. Die Ausstellungsräume wurden mit Blumenschmuck und Lorbeerbäumchen dekoriert.
Die Kommission beantragte, dass die Einweihung der Haggenbrücke in der Gemeinde Stein und nicht in Bruggen stattfinden solle. Um die Zirkularschreiben effizienter behandeln zu können, wurde eine zweite Zirkularmappe angeschafft. Gemeinsam mit dem Landwirtschaftlichen Verein wurde bei der Gemeinde beantragt, dass möglichst schnell die amtliche Grundbuchvermessung erstellt wurde, obwohl der Bund nicht mehr den grösseren Teil der Kosten übernahm.


Kriegszeiten
1939 spürte das Gewerbe die wirtschaftlich schlechte Zeit stark. Der Bürgerkrieg in Spanien und der Krieg zwischen Japan und China waren entfacht. Infolge Abwesenheit einzelner Mitglieder wegen des Militärdienstes wurden die Vereinsaktivitäten auf ein Minimum reduziert.
Ab 1. Oktober 1941 musste die Warenumsatzsteuer erhoben werden. Dies führte zu erheblichen Schwierigkeiten und Diskussionen. Das Thema „Einheitliche Ladenöffnungszeiten“ kam immer wieder aufs Tapet. Da die Läden infolge des Krieges ohnehin nicht genügend Ware anbieten konnten, waren die Regale meist am Nachmittag schon leer. Daher war es müssig über ein solches Thema zu debattieren. Im weiteren wurde über die Einführung der Quellensteuer diskutiert. Mäniglich war der Meinung, dass bereits genügens Steuern zu entrichten seien. Da brauche es keine neue Steuer. Um die Vereinstätigkeit noch mehr zu verbessern, wurde die Anzahl der Vereinsmappen auf vier Stück aufgestockt.
Der Verein setzte sich ein weiteres Mal mit der Offenen- und einer Urnenabstimmung für Gemeindeangelegenheiten auseinander. Die Initianten waren der Meinung, dass bei einer Urnenabstimmung ein anderes Resultat entstehe, als bei einer offenen Abstimmung, weil manch ein Berufs- und Gewerbemann aus Kundenrücksicht usw. am freien Stimmen gehindert werde. Es wurde beschlossen, eine diesbezügliche Initiative zu lancieren und bei der Gemeinde einzureichen.
Nach dem Kriegsende wurde eine Eingabe an die Wirtschaftskommission betreffend Wirtschaftsförderung eingereicht. Es traten Fragen wegen der Zuständigkeit für die Erteilung von Einbürgerungen auf. Ein Schuhmachermeister aus Innerrhoden wollte im Horgenbühl eine Schuhmacherei eröffnen. Der Handwerker- und Gewerbeverein versuchte dies mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern.

Eigener Verein
An der Hauptversammlung vom 4. Januar 1948 wurde beschlossen, für Stein einen eigenen Verein zu gründen. Die Gründungsversammlung fand am 3. Februar 1948 statt. Es waren neun der 13 Mitglieder anwesend. Für die Kommission wurden bestimmt und gewählt: Präsident Jak. Kern; Aktuar Walter Niederer; Kassier Walter Frischknecht. Da der Verein vom App. Gewerbeverband ziemlich stiefmütterlich behandelt worden war, wurde beschlossen dem Dachverband nicht beizutreten.
Der Jahresbeitrag und der obligatorische Reisekassenbeitrag wurde auf je Fr. 6.– festgelegt. Gleichzeitig wurde beschlossen, bei der Gemeinde betreffend Staubfreiheit der Störgelstrasse vorstellig zu werden und bei der Mitgestaltung der Gemeindepolitik aktiv zu werden. Auf Anhieb wurden zwei Gemeinderäte aus dem Gewerbe gewählt. An der Hauptversammlung vom 9. Januar 1950 zählte der Verein 17 Mitglieder. Die Versammlung vom März konnte nicht durchgeführt werden, weil sie nicht beschlussfähig war. Da die Versammlungen im allgemeinen schwach besucht waren, wurde beantragt, die Beschlussfähigkeit auf 1/3 der Mitgliederzahl zu beschränken.
Der Vorschlag, eine zweite freistehende Telefonkabine zu errichten, war vom Gemeinderat abgelehnt worden. Im August 1952 wurde eine Vereinsreise an den Rheinfall unternommen. Desweiteren war bei der Gemeinde beantragt worden, das Wartgeld des Gemeindehauptmannes auf Fr. 500.– pro Jahr und das Sitzungsgeld der Gemeinderäte auf Fr. 5.– pro Sitzung zu erhöhen. Der Verein setzte sich mit grossem Engagement für die Aufhebung des Fahrverbotes auf der Haggenbrücke ein. Bezüglich Verkaufsstellen der Migros wurde im Kantonsrat eine Eingabe gemacht.

Zerfallserscheinungen und Auflösung?
Ende 1961, anfangs 1962 wurden im Verein Zerfallserscheinungen festgestellt. Dies führte dazu, dass auf den 30. Juli eine ausserordentliche Versammlung mit dem einzigen Traktandum „Auflösung des Vereins“ einberufen wurde. Der Präsident und der Kassier traten zurück. Die Versammlung beschloss trotzdem den Verein weiterleben zu lassen und führte Neuwahlen durch. Regierungsrat Kündig warnte vor dem drohenden Formalismus und machte darauf aufmerksam, dass die Assekuranz nicht zu gewalttätig und zu selbstsicher werde. Da sich die Gemeinde bereit erklärte, die Kosten von Fr. 600.– zu übernehmen, war der Verein bereit die Schlussfeier der Lehrabschlussprüfungen durchzuführen. Die Ausstellung fand in der Turnhalle statt, es wurden zwei Lehrer als Bewachung bestimmt. Für Unterhaltung sorgte die Tanzkapelle Niederer aus Herisau. Gage Fr. 50.– plus Nachtessen. Der Vorschlag zur Teerung des Dorfplatzes wurde sistiert, da die Kosten auf Fr. 42'000.– zu stehen kamen.
Es wurde eine Eingabe an den Gemeinderat bezüglich Kadaververwertung und Kehrrichtabfuhr gemacht und eine Änderung des Hydrantenreglementes beantragt. Der Verein hatte auch vorgeschlagen, die Bad- und Lachenstrasse auszubauen. Da schon mehrere Jahre kein Ausflug stattfand, wurde beschlossen, eine 11/2-tägige Reise ins Engadin durchzuführen. Die vorgeschlagene Ferienregelung kam mangels Kooperation zwischen den einzelnen Mitgliedern nicht zustande. Die Vereinsmitglieder waren der Meinung, dass den Schülern Verkehrsunterricht erteilt werden sollte. Ebenfalls beschlossen wurde, vor und nach Abstimmungen und Wahlen eine Vereinsversammlung durchzuführen.
Die Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Verein und der Freisinnigen Partei funktionierte in politischen Belangen sehr gut. Im Mai 1972 fand eine Besichtigung des Baugeschehens auf dem Säntis statt.
Dies war der letzte Protokolleintrag. Mündliche Überlieferungen besagen, dass der Handwerker- und Gewerbeverein von Stein darnach eingeschlafen war. Emil Zimmermann hatte mit grosser Verantwortung die Vereins- und Reisekasse gehütet.

Neugründung
1985
haben sich die Herren Alfred Kündig, Hans Mock und der ehemalige Kassier Emil Zimmermann zum Ziel gesetzt, dem Verein neues Leben einzuhauchen. Sie luden auf den 26. Januar 1986 zu einer Vor- und anschliessenden Neugründungsversammlung ein. Die 12 anwesenden Aktivmitglieder beschlossen einstimmig den Verein zu neuem Leben zu erwecken, die Statuten zu revidieren und mit vollem Elan in die neue Zukunft zu starten. Als Interimspräsident amtete Hans Mock, als Aktuar Alfred Kündig und als Kassier Emil Zimmermann. Das Vereinsvermögen soll übernommen werden. Es folgte eine intensive Mitgliederwerbung. Der Verein wuchs und zählte an der HV 1989 bereits 65 Aktivmitglieder und 14 Gönner. Gleichzeitig wurde auch die Kommission neu bestellt: Präsidentin Rita Leirer, Aktuar Alfred Kündig, Kassier Emil Zimmermann, Beisitzer Fritz Preisig, Joseph Wild und Hans Schär.

Der Verein führte eine erfolgreiche Gewerbeausstellung in Stein durch und nahm an der Kantonalen Gewerbeschau in Herisau teil. Wir besuchten gemeinsam die Baustellen der Hundwilertobelbrücke und des Säntisgipfels sowie die Technischen Betriebe der Swissair, die Rega und die Hauptpost in St.Gallen. Bei vielen Fachvorträgen war die Möglichkeit gegeben sich weiterzubilden. 1998 hatte unser Verein die Ehre, die kantonale Freizeitarbeitenausstellung der Lehrlinge durchzuführen. Diesem Anlass war ein grosser Erfolg beschieden. Durch die aktive Kommission ist es gelungen, den Handwerker- und Gewerbeverein Stein zu einer neuen Blüte zu führen.

2004 wurde eine Gewerbeausstellung organisiert mit dem Motto "Stein im Fenster".


Wechsel Vereinsnamen im Jahr 2008
An der Hauptversammlung 2008 wurde beschlossen den "Handwerker" im Vereinsnamen wegzulassen, da der Name einfach zu lang war. Gleichzeitig mit diesem Wechsel änderte sich auch das Erscheinungsbild.

2009 stand "Chapeau" als Motto auf dem Erscheinungsbild der Gewerbeausstellung. 2016 wurde die Gewerbeausstellung unter das Motto "En neue Loft" gestellt.

Wechsel Vereinsname im Jahr 2023 in Gewerbeverein Stein Hundwil
Die Mitglieder des Vereins stimmen der Anpassung zu. Das Erscheinungsbild wird angepasst.

2024 findet die nächste gemeinsame Gewerbeausstellung in Stein statt. Motto: "Zäme starch!".